Deutschlandradio Kultur
Programmdirektion
Herrn Andreas-Peter Weber
Sehr geehrter Herr Weber,
mit Bestürzung haben wir zur Kenntnis genommen, dass der werktägliche Sendeplatz der Kinderradiosendung Kakadu ab 2019 entfallen soll. Denn in der GMK setzen wir uns schon seit langem für eine Ausweitung des öffentlich-rechtlichen Kinderradioprogramms ein – sofern es die Qualität von Kakadu hat und werbefrei ist. Auch der ehemalige Intendant des Deutschlandradio Willi Steul hat das Kinderradio als eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe betrachtet und bereits 2013 dafür plädiert, die Kinderprogramme der ARD-Anstalten zu bündeln und in einem Digitalprogramm bundesweit auszustrahlen.
Für mehr Kinderradio gibt es gute, kulturelle Gründe. Drei davon sind: Das Hören dient der Sprachentwicklung von Kindern, es bereichert ihren Wortschatz und beflügelt die Phantasie. Darin liegt eine Chance für alle Kinder, auch für diejenigen, die Zuhause zu wenig oder zu armseliges Deutsch zu hören bekommen.
Ein gutes Kinderradioprogramm, wie es Deutschlandradio Kultur dankenswerterweise bietet, ist reich an Prosa, Lyrik und allen Klangfarben von Musik. Es bringt Kinder aber auch auf neue Perspektiven und regt sie dazu an, sich konstruktiv mit ihrer Lebenswirklichkeit auseinanderzusetzen. Ihre Hörer von Morgen brauchen ein Programm, an dem sie wachsen können.
Sicher haben Sie Recht mit dem Einwand, dass Kinder um 15.00 Uhr oft noch unterwegs sind. Aber das trifft gerade auf Grundschulkinder nicht bundesweit zu, und sie müssen auch nicht zu Hause sein, um die Kakadu-Sendungen zu genießen. Radios gibt es auch unterwegs oder im Hort, wo das Hören ein Gemeinschaftserlebnis sein kann.
Zweifellos ist der Kakadu als Podcast eine gute Sache und erleichtert den Zugriff auf das Angebot. Aber ein Ersatz für einen Sendeplatz ist das nicht. Wie sonst wäre zu erklären, dass es überhaupt noch Radio gibt?
Nachvollziehbar ist auch Ihr Einwand, dass das Kinderprogramm zurzeit etwas eingekeilt wirkt zwischen den Hörstrecken für Erwachsene. Vielleicht ließe sich das beheben, indem man die Kinderstecke stärkt und beispielsweise mit familienorientierten Angeboten flankiert?
Wir bitten Sie, Ihre folgenschwere Entscheidung gegen den Kakadu noch einmal zu überdenken und mit gutem Beispiel für ein großartiges öffentlich-rechtliches Angebot für Kinder voranzugehen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Dorothee M. Meister und Sabine Eder
Vorsitzende der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) e.V.
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GMK-Stellungnahme als PDF