Speak out & Connect – Herausragende Medienpädagogik
Bundesfamilienministerium und Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) zeichnen Projekte aus
Pressemitteilung vom 13.11.2020
Die eigene Lockdown-Situation im künstlerisch ausgestalteten Musikclip zum Ausdruck bringen oder an kreativen Angeboten der Computerspielschule online mitwirken: Während die Schulen sich noch schwer taten und tun, ihr Angebot ins Digitale zu übertragen, zeigt die Medienpädagogik, wie das gehen kann. Und wie dabei wert- und wirkungsvolle pädagogische Begleitung funktioniert. Der Dieter Baacke Preis zeichnet Modelle herausragender Medienpädagogik mit Kindern und Jugendlichen aus. Diese zeigen auch, wie sich Pädagog*innen vernetzen können und ihre Arbeit gemeinsam reflektieren, erneuern, weiterbringen. Bildungsenthusiasmus, diesen aufleuchtenden Begriff haben sich dabei einige explizit auf die Fahnen geschrieben. Um Freude am pädagogischen Agieren und an der Befähigung und Beteiligung hin zu kreativen und kritischen Medien-Akteure*innen geht es bei allen ausgezeichneten Projekten.
„Junge Menschen sollen kreativ und kritisch mit digitalen Medien umgehen können“, so Franziska Giffey, Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Smartphone, Tablet & Co. sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Die Nutzung hat in der Corona-Pandemie noch zugenommen. Digital Lernen, Spielen, sich austauschen – das ist heute wichtiger denn je. Dazu gehört auch der richtige Umgang mit Medien, denn auch die Konfrontation mit Hatespeech und anderen Interaktionsrisiken hat zugenommen. Neben einem modernen Jugendschutzgesetz brauchen wir engagierte pädagogische Fachkräfte, die Kinder und Jugendliche im Netz begleiten. So unterschiedlich Kinder und Jugendliche sind, so verschieden müssen die Angebote sein. Medienpädagogik ist deshalb essenziell, um Kindern und Jugendlichen echte Teilhabe und demokratische Bildung zu ermöglichen.“
Dabei blickt auch die Medienpädagogik auf ein besonderes Jahr mit vielen Herausforderungen, betont GMK-Vorsitzende Dr. Marion Brüggemann: „Auf der einen Seite ist sie gefragt wie nie zuvor, auf der anderen Seite konnten etliche Projekte, die auf direkten Präsenzaustausch zielen, zunächst gar nicht umgesetzt werden.“
Hocherfreut zeigte sich die Jury, dass mit 126 Bewerbungen fast so viele Bewerbungen wie im Vorjahr vorlagen! „Das Motto des Sonderpreises Speak out and connect wird die Medienpädagogik sicher noch lange begleiten“, ergänzt Sabine Eder, ebenfalls Vorsitzende der GMK, auch mit Hinweis auf das Forum Kommunikationskultur, die Jahrestagung der Medienpädagogik, die sich am 20. und 21.November dem Thema Medienkultur und Öffentlichkeit widmet.
Die ausgezeichneten Projekte stammen aus den Jahren 2019 und 2020 und beziehen daher auch medienpädagogische Arbeiten und Modelle jenseits von Kontaktbeschränkungen ein. Die Preisverleihung fand online statt und bot so die Möglichkeit, Nominierungen auszusprechen und so noch mehr Projekte zu würdigen.
Die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) und das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend verleihen seit 2001 gemeinsam die bundesweite Auszeichnung für herausragende medienpädagogische Arbeit.
Der Dieter Baacke Preis präsentiert Beispiele und Methoden, wie aktuell, vielseitig, digital oder auch gut vernetzt Medienbildung heute sein kann. Herausragende Medienprojekte mit Kindern und Jugendlichen stehen im Mittelpunkt des mit 12.000 € ausgezeichneten Preises.
Der Dieter Baacke Preis wird in sechs verschiedenen Kategorien verliehen. Erstmalig wurden auch Nominierungen ausgesprochen: Die 14 nominierten Projekte wurden im Streaming alle als herausragende Projekte der Medienpädagogik 2020 präsentiert und gewürdigt. Acht Projekte wurden mit dem Dieter Baacke Preis 2020 ausgezeichnet. Diese und weitere Informationen und Videos finden Sie auf der Webseite www.dieter-baacke-preis.de.
Die Dieter Baacke Preisträger 2020:
Kategorie A „Projekte von und mit Kindern“ (2000 €)
ComputerSpielSchule Online
(Initiative Creative Gaming e.V.)
Kreativ medial gestalten und spielen – dieses anspruchsvolle Angebot, das intensive medienpädagogische Präsenz-Begleitung erfordert, hat die Initiative Creative Gaming in Lockdown-Zeiten elegant und erfolgreich in ein digitales Angebot transferiert. Während Schulen in Deutschland sich zumeist noch schwer taten, wurden pädagogische Begleitung und Angebote der Initiative weiterentwickelt, so dass Kinder sich weiter kreativ Games widmen konnten.
Kategorie B „Projekte von und mit Jugendlichen“ (geteilt, je 1000 €)
„schreibt“ – Kurzfilm zum Thema moderne Kommunikation und digitale Lebensräume
(Kinder-und Jugendpfarramt der Evangelischen Landeskirche Anhalts in Kooperation mit der Hochschule Merseburg und dem Offenen Kanal Dessau)
Wie ist das, wenn Äußerungen, die im Chat mal schnell hin- und herfliegen, szenisch ausagiert und offen in der Gruppe ausgesprochen werden? Dieser Idee und Methode folgt der von und mit Jugendlichen herausragend erdachte und anspruchsvoll umgesetzte Kurzfilm.
#vieleLeben – Multimediales Theaterprojekt
(Die Debütanten – junges Theater in Berlin)
Welchen Raum nehmen digitale Medien und Plattformen in meinem Leben ein? Diesen und weiteren Fragen nähert sich das von und mit Jugendlichen inszenierte Multimedia-Theater künstlerisch herausragend und vielschichtig.
Kategorie C „Interkulturelle und internationale Projekte“ (2000 €)
Recht und Würde – Plakatkampagne und Ausstellung zu den Menschenrechten
(LAG Kunst und Medien NRW, Selfiegrafen und UZWEI_Kulturelle Bildung im Dortmunder U)
Menschen verschiedener Generationen und Herkunft widmen sich in einer medial umgesetzten Plakatkampagne der Frage, was die einzelnen Menschenrechte mit ihnen zu tun haben und wie sie selbst dazu stehen, welche ihnen besonders wichtig sind. Das gemeinsame Arbeiten an den Plakaten setzt vielfältige, auch transkulturelle Prozesse in der künstlerischen und inhaltlichen Auseinandersetzung in Gang.
Kategorie D „Intergenerative und integrative Projekte“ (2000 €)
Eine lange Reise – Mediales Teilhabe-Projekt mit gehörlosen geflüchteten Kindern und Jugendlichen
(Trialog Jugendhilfe GgmbH, Berlin in Kooperation mit Ernst-Adolf-Eschke-Schule – Sonderpädagogisches Förderzentrum Hören, Berlin)
Berührend und intensiv wirken die Interviews und Animationsfilme, welche die Fluchtgeschichte der gehörlosen Kinder wiedergeben. Die selbstgestalteten Videos und Animationsfilme tragen dazu herausragend bei, den Geschichten derer, die sonst nicht gehört werden, zu folgen. Dabei treten gehörlose und hörende Kinder und Jugendliche in einen gemeinsamen Diskurs.
Kategorie E „Projekte mit besonderem Netzwerkcharakter“ (2000 €)
#MVedu – Vernetzung und Weiterbildung aus der Community für Bildungsenthusiast*innen in Mecklenburg Vorpommern
(LAG Medien Mecklenburg-Vorpommern e.V., Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Mecklenburg-Vorpommern und Bildungsenthusiast*innen aus MV)
Enthusiasmus wird in der Bildung manchmal schmerzlich vermisst. Und wenn unter diesem Begriff eine erfolgreiche Vernetzung von Fachkräften stattfindet, die die Medienbildung im gemeinsamen Austausch nachhaltig und nicht als Eintagsfliege beflügelt, dann ist das ein herausragendes Beispiel medienpädagogischer Netzwerkarbeit. Heute mehr denn je ein Modell, wie Medienbildung auch in eher medienpädagogisch strukturschwachen Regionen forciert werden kann.
Kategorie F | Sonderpreis „Speak out & Connect“ (geteilt, je 1000 €)
meinTestgelände – Gendermagazin
(BAG Jungen*arbeit e.V. in Kooperation mit BAG Mädchen*politik e.V.)
Diversity und Gendervielfalt ist ein leicht hingesagter, doch nicht immer leicht umzusetzender pädagogischer Anspruch: Das Gendermagazin zeigt als herausragendes Modell, wie sich Jugendliche in ihrer vielfältigen Orientierung mit Genderaspekten offen und zugleich in pädagogisch begleitetem Rahmen äußern und journalistisch in unterschiedlichen Formaten aktiv werden können.
Songs in real life – Corona Edition
(Freigesprochen Mediencoaching)
Videomusikclips, in denen Kinder und Jugendliche ihre Themen, Interessen und Erfahrungen frei heraus und künstlerisch versiert umsetzen und medial gestalten: Diese anspruchsvolle Arbeit haben die Medienpädagog*innen exzellent in ein digitales Setting übertragen. Die jungen Akteur*innen treten so aus ihrer lockdownbedingten familiären Isolation in einen kreativen Prozess mit Gleichaltrigen.
Dieter Baacke Preis – Die bundesweite Auszeichnung für Medienpädagogische Projekte: Der Dieter Baacke Preis richtet sich an Projekte außerschulischer Träger (z.B. Jugendzentren, Kindergärten, Träger der Jugendhilfe oder Familienbildung, Medienzentren und Medieninitiativen) und Kooperationsprojekte zwischen schulischen und außerschulischen Trägern. Die Projekte sollten im Vorjahr entstanden sein oder im laufenden Jahr bis zur Bewerbungsfrist beendet sein. Bewerben können sich Institutionen, Initiativen oder Einzelpersonen mit innovativen, originellen oder mutigen Projekten zur Förderung einer pädagogisch orientierten Medienkompetenz. Bewerbungsschluss ist der 31. Juli des laufenden Jahres.
Ausführliche Informationen und Bewerbung: www.dieter-baacke-preis.de
Dieter Baacke (1934-1999) war Professor für Pädagogik an der Universität Bielefeld. Von 1984 bis 1999 war er Vorsitzender der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK). Sein pädagogisch begründeter Begriff der Medienkompetenz inspiriert dauerhaft Wissenschaft, Praxis und Politik.
Weitere Informationen unter www.dieter-baacke-preis.de oder www.gmk-net.de
Kontakt: GMK-Geschäftsstelle, Obernstr. 24a, 33602 Bielefeld, Tel.: 0521.67788, Fax: 0521.67727, E-Mail: gmk@medienpaed.de
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*Foto: Die beiden Moderator*innen Sissy Christin Lorenz und Dirk Ludewig im Studio bei der Online-Preisverleihung